Medikamente: Unerwünschte Wechselwirkungen vermeiden
19. Oktober 2022Viele Menschen nehmen täglich Medikamente ein. Im Alter steigt die Menge, die eingenommen werden muss, häufig weiter an. Ab der regelmäßigen Einnahme von drei bis fünf verschiedenen Medikamenten spricht man von Polymedikation. Doch wie wirken Medikamente überhaupt und wieso kann es gefährlich werden, wenn man manche Wirkstoffe kombiniert?
Medikamente durchlaufen meistens den Körper, bis sie im Magen-Darm-Trakt landen. Dort passieren sie die Leber und werden um- oder abgebaut, bis sie über das Blut am Wirkungsort ankommen. Durch die gleichzeitige Einnahme von verschiedenen Wirkstoffen kann es zu Wechselwirkungen kommen, die gefährlich enden können.
Welche Wechselwirkungen gibt es?
Es gibt verschiedene Formen von Wechselwirkungen. So können Medikamente sich gegenseitig verstärken, aber auch die Wirkung hemmen, wenn nicht gar aufheben.
Verstärkte Wirkung: Zu einer Wirkungsverstärkung kommt es durch einen gehemmten Abbau. Blockiert beispielsweise Wirkstoff 1 den Abbau von Wirkstoff 2 in der Leber, ist Wirkstoff 2 zu hoch konzentriert und wirkt länger oder stärker im Körper. Dadurch werden auch Nebenwirkungen verstärkt.
Wirkungsverlust oder starke Nebenwirkungen: Es ist ebenfalls möglich, dass ein Wirkstoff die Aufnahme des anderen hemmt oder komplett verhindert. Ist die Aufnahme zu gering, kann die Krankheit nicht ausreichend behandelt werden.
Typische Auslöser von Wechselwirkungen
- Alkohol: Alkohol wird wie Medikamente auch in der Leber abgebaut. Dadurch wird der Abbau verlangsamt. Je langsamer der Abbau geschieht, desto länger wirkt das Medikament. Es kann auch passieren, dass Wirkstoffe nicht komplett abgebaut werden können. Vor allem Arzneimittel mit ähnlicher Wirkung, also entspannende, beruhigende Medikamente, werden durch die Wechselwirkungen nochmals verstärkt. Im Extremfall kann es bei gleichzeitiger Einnahme von Schlafmitteln zum Herzstillstand kommen.
- Grapefruit: Grapefruit enthält den Wirkstoff Naringin, der die Aktivität des Enzyms CYP3A4 hemmt. Das Enzym CYP3A4 baut bestimmte Wirkstoffe ab, bevor diese ins Blut gelangen. Ist das Enzym durch den Konsum von Grapefruit gehemmt, werden bestimmte Medikamente nicht ausreichend abgebaut und gelangen überdosiert ins Blut. Es gibt circa 50 Medikamente, bei denen Wechselwirkungen mit Grapefruit bekannt sind.
- Milch und Joghurt: Der hohe Kalziumgehalt der Milch hemmt die Aufnahme von Wirkstoffen, da das Kalzium schwerlösliche Verbindungen mit dem Wirkstoff eingeht, bevor dieser ins Blut gelangen kann.
- Johanniskraut: Johanniskraut ist ein pflanzliches Mittel, das vor allem stimmungsaufhellend eingesetzt wird. Es kann jedoch die Wirkung von Hormonpräparaten wie der Antibabypille schwächen, sodass diese nicht mehr wirkt und schützt.
Wechselwirkungen vermeiden
Damit es nicht zu Wechselwirkungen kommt, gibt es einige Hinweise zu beachten:
- Beipackzettel sorgfältig lesen
- An Einnahmeempfehlungen halten
- Zeitlichen Abstand zwischen Medikamenteneinnahme und Mahlzeiten halten, außer es wurde explizit anders verordnet
- Arzneimittel nur mit Wasser einnehmen
- Auf Alkohol verzichten, vor allem bei der Einnahme von Schlaf- oder Beruhigungsmittel
- Beratungsangebote von Apotheken in Anspruch nehmen
- Bei Unsicherheiten sofort nachfragen
- Bei Polymedikation achtsam sein
Wechselwirkungen können auch gewünscht sein
Neben den überwiegend negativen Wechselwirkungen gibt es tatsächlich auch gewünschte Wechselwirkungen. Vor allem verstärkende Wirkungen werden ausgenutzt, um die benötigte Einzeldosis mancher Medikamente zu senken.